Jahrestag des „Agatha-Christie-Indults“

1971 hatten sich prominente britische Intellektuelle und Künstler, nur manche von ihnen katholisch, mit einer Petition an Papst Paul VI. in erstaunlichen und deutlichen Worten gegen die Abschaffung der bisher üblichen Meßform gewandt, was in der Folge der sogenannten Liturgiereform von 1969 durchaus, in brachialer Umsetzung, beabsichtigt war.

Die im Konzil von Trient kanonisierte lateinische Messe, wurde im Kern, allem Anschein nach, in der römischen Kirche schon im, aber vermutlich bereits vor dem 5. Jhdt. nach Christi gefeiert. Am 5. November 1971 wurde der Petition in Teilen und mit Auflagen entsprochen. Einer Anekdote nach heißt es, der Papst habe sein Erstaunen über die Unterschrift der anglikanischen Schriftstellerin Agatha Christie zum Ausdruck gebracht, was dem Indult seinen inoffiziellen Namen gab.

HIER dazu ein älterer Artikel, zu finden auf dem „Portal zur katholischen Geisteswelt von Pater Engelbert Recktenwald (etwas präzisierungsbedürftig, aber ausreichend für den Überblick).

Auf der Seite des Instituts Christus König und Hohepriester findet sich nun das Anschreiben mit dem äußerst lesenswwerten Originaltext:

1971 Statement by Scholars, Intellectuals, and Artists Living in England

“If some senseless decree were to order the total or partial destruction of basilicas or cathedrals, then
obviously it would be the educated — whatever their personal beliefs — who would rise up in horror to oppose such a possibility.
Now the fact is that basilicas and cathedrals were built so as to celebrate a rite which, until a few months ago, constituted a living tradition. We are referring to the Roman Catholic Mass. Yet, according to the latest information in Rome, there is a plan to obliterate that Mass by the end of the current year.
One of the axioms of contemporary publicity, religious as well as secular, is that modern man in general, and intellectuals in particular, have become intolerant of all forms of tradition and are anxious to suppress them and put something else in their place.
But, like many other affirmations of our publicity machines, this axiom is false. Today, as in times gone by, educated people are in the vanguard where recognition of the value of tradition is concerned, and are the first to raise the alarm when it is threatened.
We are not at this moment considering the religious or spiritual experience of millions of
individuals. The rite in question, in its magnificent Latin text, has also inspired a host of priceless
achievements in the arts — not only mystical works, but works by poets, philosophers, musicians, architects, painters and sculptors in all countries and epochs. Thus, it belongs to universal culture as well as to churchmen and formal Christians.
In the materialistic and technocratic civilisation that is increasingly threatening the life of mind and spirit in its original creative expression — the word — it seems particularly inhuman to deprive man of word-forms in one of their most grandiose manifestations.
The signatories of this appeal, which is entirely ecumenical and nonpolitical, have been drawn from every branch of modern culture in Europe and elsewhere. They wish to call to the attention of the Holy See, the appalling responsibility it would incur in the history of the human spirit were it to refuse to allow the Traditional Mass tosurvive, even though this survival took place side by side with other liturgical forms.”


Signed,

Harold Acton, Vladimir Ashkenazy, John Bayler, Lennox Berkeley, Maurice Bowra, Agatha Christie, Kenneth Clark, Nevill Coghill, Cyril Connolly, Colin Davis, Hugh Delargy, Robert Exeter, Miles Fitzalen-Howard, Constantine Fitzgibbon, William Glock, Magdalen Gofflin, Robert Graves, Graham Greene, Ian Greenless, Joseph Grimond, Harman Grisewood, Colin Hardie, Rupert Hart-Davis, Barbara Hepworth, Auberon Herbert, John Jolliffe, David Jones, Osbert Lancaster
Cecil Day Lewis, Compton Mackenzie, George Malcolm, Max Mallowan, Alfred Marnau, Yehudi Menuhin, Nancy Mitford, Raymond Mortimer, Malcolm Muggeridge, Iris Murdoch, John Murray, Sean O’Faolain, E.J. Oliver, Oxford and Asquith, F.R. Leavis.William Plomer, Kathleen Raine, William Rees-Mogg, Ralph Richardson, John Ripon, Charles Russell, Rivers Scott, Joan Sutherland, Philip Toynbee, Martin Turnell, Bernard Wall, Patrick Wall, E.I. Watkin

Der Text ist nur nicht durch die neuerlichen radikalen Angriffe auf den überlieferten römischen Ritus und seine Anhänger hochaktuell, in Form von scharfen Restriktionen, haltlose Unterstellung charakterlicher Defizite wie „Rigidität“, bis hin zur absurden Volte, den Gläubgien, die ihre spirituelle Heimat in der durch die Jahrhunderte, mit so unterschiedlichsten Zeitmoden, bewährten „alten Messe“ finden, -das Durchschnittsalter der Besucher dieser ist in Jahrzehntensprüngen geringer als im Novus Ordo-Schnitt-, genau dies als nicht mit dem Katholischen vereinbar zu deklarieren.

Er zeigt auch, daß überall in der Kirche, wo bewährte, erprobte, angenommene und als gut befundeneTraditionen ideologisch oder aus reiner Willkür vom Reißbrett aus zerstört oder in einem Bruch durch signifikant neue Formen entkernt wird, eine kluge und klare Gegenwehr wenigstens ein bißchen Erfolg hat.

Nun, heute reißt man keine Kathedralen mehr ein. Man erträgt nicht einmal mehr ihre Ruinen oder Trümmer, geschweige denn sich bewährt habende Provisorien, die aus dem Nischendasein heraus wieder zu wachsen beginnen. Man macht sich auch nicht mehr die Mühe, zu argumentieren, nicht einmal zum Schein. Man behauptet nur noch lautstark, man polemisiert und beleidigt.

Und dennoch: a bisserl was geht immer, und wenn es zunächst nur ein Aufhalten, ein Verzögern ist. Und das, wie der Philosoph Robert Spaemann sagte, ist eben manchmal das einzige, was gerade geht und gerade deshalb auch zu versuchen. Nicht resignieren ist der Appell, denn die Zukunft kennen wir nicht.

Na, wenn das kein schönes Wort zum Sonntag ist.

Über clamormeus

Männlich (ohne Disclaimer). In Kürze mehr (ohne Gewähr).
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